Warum Corps? Um diese Frage beantworten zu können muss man sich zunächst einer anderen
Frage detaillierter zuwenden und zwar der Frage ‚Was ist ein Corps?‘.
Als nach der französischen Revolution die ersten Corps als Ergebnis einer studentischen
Reformbewegung entstanden, kannte man die Bezeichnung ,Corps’ für diese neuen studentischen
Gemeinschaften noch nicht. Bisher waren lediglich sog. ‚Landsmannschaften‘ bekannt, die die
Studentenlandschaft an den Universitäten weitestgehend fest in der Hand hielten. Aufgrund des
Ähnlichen Aufbaus zu Landsmannschaften wurden die Begriffe ‚Corps‘ und ‚Landsmannschaft‘ oft
synonym verwendet. Da die Landsmannschaften historisch belastet waren, wollten sich die neu
entstanden ‚Corps‘ stärker von ihnen differenzieren. Der Hauptunterschied bestand darin, dass
Corps ihre Grundsätze schriftlich festhielten und sich zu Verbänden zusammenschlossen.
Trotz der Bemühungen zur Differenzierung setzte sich der Begriff ‚Corps‘ aber nur verhältnismäßig
langsam allgemein durch. Noch lange kann man daher in ein und derselben corpsstudentischen
Urkunde die Bezeichnung ,Corps’ und ‚Landsmannschaft’ synonym nebeneinander und
durcheinander gebraucht vorfinden.
Mit den heutigen Landsmannschaften haben aber diese alten Landsmannschaften (Corps)
entwicklungsgeschichtlich nichts zu tun. Die heutigen Landsmannschaften sind erst Kinder einer
studentischen Reformbewegung der 1840er Jahre und sind aus einer Gegnerschaft zu den Corps
entstanden. Daher bilden an jeder klassischen deutschen Universität die Corps heute die ältesten
und traditionsreichsten Studentenverbindungen.
Im weiteren Verlauf des 19., 20. bis hin ins 21. Jahrhundert hinein entstand eine Große Vielfalt an
verschiedensten Verbindungstypen, wie beispielweise Burschenschaften, Christliche Verbindungen,
Turnerschaften, akademische Vereine und vieles mehr.
Im Zuge dieser Entwicklung fiel es den Corps immer schwieriger sich von anderen
Verbindungstypen zu differenzieren. Bis heute sind aber zwei charakteristische
Unterscheidungsmerkmale geblieben.
Corps sind farbtragende und schlagende Studentenverbindungen, die dem Toleranzprinzip
verpflichtet sind: Toleranzprinzip heißt, dass wir unsere Mitglieder unabhängig von Konfession,
Ethnie oder akademischer Prägung bei uns aufnehmen. Dieses Tolrenzprinzip schätzen und leben
wir besonders, da es in unserer heutigen Gesellschaft nicht mehr selbstverständlich ist.
Wir fühlen uns dem gegenseitigen Respekt und der Achtung jeder einzelnen Person, ob Mitglied
oder Außenstehender verpflichtet und geben diese Wertvorstellungen an unsere jüngeren Mitglieder
weiter. Das Corps als solches äußerst sich daher nicht zu Tages- oder Parteipolitik, obwohl wir
dennoch wert darauf legen, dass unsere Mitglieder eine politische Meinung besitzen.
Was bringts? - Eine ganze Menge!
Der Anteil der Corpsstudenten unter den erfolgreichen Absolventen ist deutlich
überdurchschnittlich - ebenso wie deren Karrieren. Das kommt nicht von ungefähr: Wir fördern
jedes unserer Mitglieder, z.B. durch konkrete Unterstützung im Studium, durch Seminare, durch
den Kontakt mit älteren Studenten, die wissen, worauf es wirklich ankommt. Wir haben durch
unsere Mitglieder, die im Beruf stehen, einen kontinuierlichen Erfahrungsaustausch und
Praxisbezug. Bei uns sind Studenten aller Fachgebiete aktiv - und bieten damit die perfekte Basis ein
breites Wissen aufzubauen und verschiedenste Eindrücke zu gewinnen.
Wir fordern aber auch einiges:
Engagement, Offenheit, Toleranz, Verantwortung ... und die Bereitschaft, mehr als der
Durchschnitt zu leisten - und dafür auch mehr zu erreichen als der Durchschnitt. Letztlich streben
wir gemäß unserem Gründungszweck auch gezielt die charakterliche Bildung hinsichtlich zeitloser
Werte wie Offenheit, Toleranz und freundschaftlicher Loyalität, aber auch Standhaftigkeit und
Durchsetzungsvermögen an.
Wir wenden uns ganz bewusst gegen Oberflächlichkeit und Unverbindlichkeit: Wer bei uns Mitglied
wird, bleibt dies - nach einer „Probezeit“ für beide Seiten - sein Leben lang.
Das ist mit Sicherheit nichts für jeden - nur wenige werden Corpsstudenten. Aber wer will schon in
der großen Masse mitschwimmen?
Wer kann bei uns Mitglied werden?
Jeder männliche Student, der an einer Münchener Hochschule immatrikuliert ist, kann sich bei uns
bewerben. Nichtmitglieder sind bei uns jederzeit als Gäste herzlich willkommen.
Zusammenfassung
Das Corps Vitruvia ist eine Vereinigung immatrikulierter und früherer Studenten, die
den Zweck verfolgt, die Mitglieder in aufrichtiger Freundschaft auf Lebenszeit zu verbinden und
– ohne Beeinflussung ihrer politischen, religiösen und wissenschaftlichen Richtung – zu Vertretern
eines ehrenhaften Studententums und zu charakterfesten, tatkräftigen, pflichttreuen
Persönlichkeiten zu erziehen,
die wechselseitige Achtung, unabhängig von Rang und Stand, vor der Eigenart und dem Wesen
der Einzelpersönlichkeit und es damit einhergehend die Pflicht macht, die Ehre anderer zu achten
und nicht notwendig zu verletzen,
unter ihren Erziehungsmitteln die Bestimmungsmensur als besonders wichtig und geeignet zur
Aneignung von Selbstbeherrschung und Einsatzbereitschaft, zur charakterlichen Festigung, zur
körperlichen Ertüchtigung und Pflege ritterlichen Geistes erachtet und ausübt und in ihr vor allem
auch ein gemeinschaftsförderndes Element sieht,
eine dauernde und feste Verfassung hat, in der die Werte des Corps schriftlich fixiert sind.